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Brennnesselfaserseminar in Freiburg

Zweifach Glück hatte ich bei meinen Seminaren an der Freiburger Heilpflanzenschule. Das erste Wochenende vom 24. bis 25 Oktober 2020 konnte bei strahlendem Wetter fast komplett draußen stattfinden und somit war alles trotz der Vorgaben für Veranstaltungen sehr entspannt. Das zweite Wochenende, am Samhain, also vom 31. Oktober bis 1. November 2020, begann ebenso mit einem sonnigen Tag. Nach einer Vollmondnacht, in der viele Geister im Wohnviertel Vauban, wo ich untergebracht war, unterwegs waren, war der Sonntag komplett verregnet. Das machte jedoch gar nichts aus. Das Spinnen funktioniert sowieso besser im Raum, ohne Wind und mit einem Boden, wo man die feinen Fasern wiederfindet, die ich dann gerne aufsammle und für das Papierschöpfen sammle. Das zweite Glück war, dass die neuen Beschränkungen für Veranstaltungen erst einen Tag nach dem Seminar galten.

 

Die Kursbegleiterinnen Stefanie und Friederike haben uns mit Brennnesselköstlichkeiten in den Pausen bewirtet und es sind wieder sehr schöne Objekte entstanden. Auch diesmal hatten die Teilnehmenden sehr unterschiedliches Vorwissen. Diesmal waren es viele Menschen mit fundiertem Wissen über Heilkräuter, aber auch versierte Spinnerinnen und Textilkünstlerinnen. Das Zusammenzubringen war eine große Herausforderung. Doch es gelang gut, insbesondere beim Anleiten von Kordel drehen, Nadelbinden und beim Spinnen, indem diejenigen, die schon mehr handwerkliche Erfahrung hatten, es den Ungeübteren auch zeigen konnten. Es sind  nur wenige immer wiederkehrende Handbewegungen, trotzdem ist es zunächst schwierig, die feinen Bewegungen genau zu erlernen und das Fingerspitzengefühl zu entwickeln. Man merkt, dass es ein Prozess ist, sich die Wahrnehmung und die Gehirnwindungen offenbar erst einstellen müssen. Wenn es dann sitzt, kommt plötzlich ein „ach so“  und man versteht gar nicht, warum es zunächst schwer fiel.

 

Es war auch lustig, wie unterschiedlich Richtungsbezeichnungen und Begriffe verstanden werden, bei genauen Anleitungen ist das eine echte Herausforderung, mit Worten zu beschreiben, wie man welche Finger bewegt, das geht eigentlich kaum, man muss es selbst sehen und ausprobieren. Rechts und links, vom Körper weg, zum Körper hin, von Ost nach West, über den Faden, unter den Faden, Schlaufe, Schlinge, nach Oben und Unten ... „Wo ist oben?“ kam einmal ein leicht verzweifelter Ausruf. Irgendwann hatte dann aber jeder die Griffe raus und war unheimlich stolz, es doch noch geschafft zu haben. Cornelia hatte sogar Brennnesselgarn auf dem Spinnrad gesponnen. Bis das Spinnrad dafür gut eingestellt war, waren dann schon die Fasern, die wir an diesem Wochenende herstellen konnten, verbraucht, doch es ist eine schöne Erfahrung zu sehen, dass es gut funktioniert. Die Teilnehmenden kamen meist gut mit der zeitweise als kreatives Chaos anmutenden Atmosphäre zurecht für manche war es ungewohnt, doch haben auch sie sich gut darauf einlassen können und es entstanden nebenbei ganz individuelle Objekte. Spindeln aus Eschenholz und eine Nadel zum Beispiel.

 

In dieser größeren Gruppe und weil wir aufgrund der Maßnahmen nicht so nah beieinander sein konnten und in einem schönen großen Seminarraum waren, habe ich diesmal auch einiges an Theorie an Tafel und Flipchart aufgeschrieben und gemalt. Insbesondere am verregneten Sonntag war das für mich wieder eine neue Erfahrung, vor einer Gruppe von Menschen zu stehen und die Stunden für einen Erfahrungs- und Wissensaustausch anzuleiten. Wir tauschten uns aus, über Rezepte und Heilwissen, die Urtifikation war noch ein besonderes Thema, auch Chlorophyll und das färben mit Brennnessel wurde angesprochen. Außerdem habe ich geräuchert mit Brennnessel und Geschichten über die Brennnessel erzählt. Ich sehe die Seminare als Inspirationsquelle mit der Brennnessel weiterzumachen. Jeder nach seinen Bedürfnissen und Interessen. Ich biete Impulse und bekomme viele Rückmeldungen, dass die Brennnessel weiter geehrt und genutzt wird. Das freut mich sehr, da ich glaube, dass es eine Pflanze ist, die uns gerade jetzt viel Mut, Kraft und Zuversicht gibt.

 

Danke noch mal an Cornelia und Joachim für die Einladung zur Freiburger Heilpflanzenschule und die herzliche Atmosphäre dort. Im nächsten Jahr bin ich wieder als Dozentin dort vertreten, dann an einem neuem Ort, dem Jesuitenschloss in Merzhausen bei Freiburg. Dieser neue Seminarort gefällt mir noch besser, außerdem wachsen dort sehr viele Brennnesseln drumherum. Das soll ja ein Schutz vor bösen Geistern bieten und böse Gedanken fernhalten. Ich freu mich drauf.

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